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Springerle Model

aus "Springerles-Back-Lust", Familientraditionen

eine Leseprobe - von Elke Knittel und Rolf Maurer

Es kommt mir soeben ein hinreißend geschriebener Brief der Stuttgarterin Agathe Kunze in die Hände. Sie schildert darin den "Springerleswahn", dem die Schwestern Schairer alljährlich in der Adventszeit verfallen. An so einem Wochenende in Gächingen auf der Schwäbischen Alb verarbeiten die drei Schwestern sieben Pfund Mehl, ebenso viel Zucker und Puderzucker, 28 frische Eier und einen Viertelliter Kirschgeist!

"Der Teig steht fertig und kühl in irdenen Schüsseln in der Speisekammer, die Model liegen auf Tabletten und mit leinernen Tüchern zugedeckt auf der Terrasse, damit sie eiskalt sind, wenn sie benützt werden. Backbretter, Wellhölzer, Mehl in einem Gazesäckchen, kleine und große Messer und breite Schippen zum Heben der fertigen Teigstücke liegen für die Bäckerinnen bereit auf dem großen Holztisch im Eßzimmer ...Brigitte teilt noch frische Schürzen aus ...Das gemeinsame Ausdrücken der Teigstücke ... ist immer ein großes Vergnügen ... Nicht nur Modelgespräche werden geführt während dieser beschaulichen Tätigkeit ... sondern auch Erinnerungen an Mutter und Geschwister und frühere Springerles-Backtage tauchen auf... Hedwig will nicht, daß ihre Backmethode, die sie mit viel Probieren und Mißerfolgen in vielen Jahren erarbeitet hat, weitergegeben wird. Das sei eine der mühsam erworbenen Weisheiten, die man nicht wie Perlen vor die Säue wirft ...

Abends gehen wir ein paar Schritte vors Haus, stapfen im Schnee und füllen die Lungen mit der eisigen Luft, ehe wir wieder ins erleuchtete Haus treten, aus dem uns die heimelige Wärme mit süßem Anisduft entgegenschlägt. Die Gespräche umfassen nicht nur die Backsache. Die alte Bibel, die moderne Bibelübersetzung und das Neue Testament liegen neben den Backformen und bemehlten Brettern ... daß diese heiligen Worte immer ins Alltagsleben hineingenommen werden, ist auch eine Familienüberlieferung wie das Springerlesbacken."

 Veröffentlichung des Buchauszugs mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Silberburg-Verlags.

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